‹ Zurück100 Betriebe für Ressourceneffizienz

Ein kluger Mann sagte einmal, die einzige Ressource, die wir verschwenden dürfen und das sogar vermehrt, ist Wissen. Mit allen anderen Ressourcen müssen wir effizient umgehen. (Aus dem Geleitwort zum Projekt 100 Betriebe für Ressourceneffizienz von Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg Hr. Winfried Kretschmann) Das Projekt „100 Betriebe für Ressourceneffizienz“ ist wesentlicher Bestandteil der „Allianz für mehr Ressourceneffizienz“, die 2013 zwischen der Landesregierung und den führenden Wirtschaftsverbänden des Landes geschlossen wurde, darunter dem Landesverband der Industrie (LVI) und den Landesgliederungen des Industrie- und Handelskammertags (BWIHK), des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), des Verbands des Deutschen Maschinen- und Anlagenbaus (VDMA) sowie des Zentralverbands der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI). Das Projekt wird von einem Verbund aus dem Institut für Industrial Ecology (INEC) der Hochschule Pforzheim und Umwelttechnik BW, der Landesagentur für Umwelttechnik und Ressourceneffizienz, fachlich betreut und organisatorisch koordiniert. Gesucht werden im Rahmen des Projektes Maßnahmen aus der Produktion, bei denen erfolgreich Ressourcen, also Energie oder Materialien, eingespart werden bzw. die Ressourceneffizienz (z. B. durch erhöhte Ausbeute) deutlich verbessert wird. Die Ansätze und Umsetzungsbeispiele der teilnehmenden Betriebe werden als sinnvolle Praxisbeispiele in Form von 2 Fachbüchern anschließend veröffentlicht werden. Unternehmen, die erfolgreich am Projekt teilgenommen haben und in die Liste der „100 Betriebe“ aufgenommen wurden, erhalten ein pauschales Preisgeld von 10.000 EUR und sind berechtigt z.B. zu Werbezwecken das Projekt Signet des Landes zu nutzen. Da bei Grieshaber der effiziente Umgang mit (Material-) Ressourcen neben den Umweltaspekten auch ein handfester wirtschaftlicher Aspekt und Erfolgsfaktor ist, beschäftigen wir uns permanent mit diesem Thema.

Ausgangslage und Zielsetzung bei Grieshaber

Die Kernkompetenz der mittelständischen Grieshaber GmbH & Co. KG sind spanend hergestellte Präzisionsteile aus Nichteisenmetallen und rostfreien Stählen. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Verarbeitung von Aluminiumlegierungen in mittlerer und großer Serie sowie im Kleinserienbereich bei den rostfreien Stählen. Bei der Herstellung von Präzisionsteilen sind eine fehlerfreie Qualität und die zuverlässige Erfüllung von Kundenanforderungen unabdingbar. Es ist daher notwendig, die eigenen Prozessabläufe fortlaufend zu analysieren und zu optimieren. In langjährig gewachsenen Prozessen entstehen oftmals Material – und Ressourcenverluste, die als gegeben hingenommen werden und deren Kosten inklusive verlorengegangener Wertschöpfung nicht bekannt sind respektive nicht untersucht werden.

Ansatz und Idee bei Grieshaber

Um Potenziale zur Steigerung der Ressourceneffizienz aufzudecken, führt Grieshaber daher (beginnend schon vor einigen Jahren und somit unabhängig vom Projekt) immer wieder eine Analyse des Material- und Informationsflusses (der Prozesse) durch. Die Ziele hierbei sind die Schaffung von Transparenz innerhalb des Material- und Informationsflusses, die Abstimmung der EDV - Systeme (z.B. ERP-System, SharePoint etc.) mit den betrieblichen Material- und Informationsflüssen, eine Prozessgestaltung auf Basis von Material- und Informationsflüssen sowie die Reduktion von Missverständnissen und Reibungspunkten in der Organisation und letztlich eine Leistungssteigerung durch Innovationskraft und Kosteneinsparungen durch Effizienzverbesserungen.

UmsetzungUmsetzung

Zu Beginn des Projekts vor einigen Jahren wurde ein bereichsübergreifendes Team aus Abteilungsleitern und der Geschäftsführung gebildet, das die Materialflüsse des gesamten Betriebes visualisierte. Daraus ergaben sich erste Ansatzpunkte zur Verringerung der Materialverluste sowie Effizienzpotenziale entlang der Logistikkette. Analog wurden wesentliche Informationsflüsse prozessbezogen visualisiert, um Prozess, Organisation und Kommunikation gemeinschaftlich neu zu bewerten und entsprechend zu gestalten. Das Projektteam kombinierte die verschiedenen Sichten auf Material- und Informationsflüsse und erarbeitete gemeinschaftlich Verbesserungsaktivitäten auf allen Ebenen. Im Bereich der Materialflüsse erfolgte eine besondere Unterscheidung von Flüssen des Produktionsmaterials, von Werkzeugen und von Packmitteln. Die Informationsflüsse wurden entsprechend der betrieblichen Prozesse visualisiert, wobei eine weitere Unterscheidung in Wiederholteile und Neuanläufe getroffen wurde. In der Folgezeit und bis heute wurden einzelne (Teil-)Prozesse und Bereiche von entsprechenden Teams analysiert und Schwachstellen sowie Potentiale identifiziert. Anhand der Ergebnisse wurden und werden verschiedene Maßnahmen identifiziert und umgesetzt.

Beispiele für erfolgreiche Maßnahmen bisher sind:

  • Identifikation von ungeplanten Stillstandzeiten und Einleitung diverser Maßnahmen
  • Optimierung von Ausschussanteilen und Materialverschnitt
  • Optimierung der Belegungsplanung von Maschinen und Anlagen
  • Optimierung des Energieverbrauchs, z.B. innerhalb von Warmlauf – Zyklen
  • u.v.m.

Abschluss

Im Herbst 2016 wurde in Abstimmung mit der Hochschule Pforzheim und Umwelttechnik BW ein Projekt – Bericht mit einer Darstellung des Projektverlaufs und Erfolgsbeispielen erstellt und an die Projektträger eingereicht. Im November erhielten wir dann die gute Nachricht, dass unser Ansatz „Optimierung der Ressourceneffizienz durch Nutzung einer Material- und Informationsflussanalyse“ als eines der 100 besten Beispiele im Land ausgewählt wurde und somit auch als sinnvolles Praxisbeispiel veröffentlicht wird.

Das somit zugesagte Preisgeld werden wir in die einzige Ressource „verschwenden“, die wir verschwenden dürfen, in Wissen. Geplant sind hier Schulungen und Coaching-Maßnahmen, die wiederum helfen sollen, auch in Zukunft die Material- und Informationsflüsse bei Grieshaber kontinuierlich zu verbessern.